Mondnächte erzählen by Nina Stögmüller

Mondnächte erzählen by Nina Stögmüller

Autor:Nina Stögmüller
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Anton Pustet
veröffentlicht: 2014-11-15T00:00:00+00:00


Das ungeduldige Mädchen

Es war einmal … ein Mädchen, das war sehr ungeduldig. Es konnte nichts erwarten. Wenn die Mutter einen Kuchen backte, dann schaute es ständig nach, ob er denn nicht schon fertig war, sodass der Kuchen in sich zusammenfiel. Und jeden Tag guckte das Mädchen schon um 7 Uhr in der Früh zum ersten Mal in den Postkasten, obwohl es genau wusste, dass der Briefträger erst am frühen Nachmittag die Post brachte.

Die Ungeduld des Mädchens zog sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Wenn es Morgen war, konnte es den Mittag nicht erwarten und war es schließlich endlich 12 Uhr, dann sehnte es den Abend herbei. Die Mutter des Mädchens war verzweifelt, sie wusste nicht mehr ein noch aus mit dem Kind. Die Ungeduld der Tochter machte sie rasend. So beschloss sie, das Mädchen einen Monat lang in den Ferien zur Tante aufs Land zu schicken.

Das Mädchen war schon Wochen vorher ganz ungeduldig, denn es freute sich sehr auf den Landbesuch. Es trieb seine Mutter mit der ungeduldigen Fragerei, wie lange es denn noch dauere, fast in den Wahnsinn. Doch irgendwann war es endlich so weit, die Mutter brachte die Tochter zum Zug und war froh, nun einen ganzen Monat lang Erholung von der quälenden Ungeduld des eigenen Kindes zu haben.

Die Tante wusste nichts von den Anwandlungen des Mädchens und freute sich auf den Besuch der Nichte. Die beiden hatten sich Jahre nicht gesehen und die Freude über das Wiedersehen war groß. Als Überraschung holte die Tante das Mädchen mit einer Pferdekutsche vom Bahnhof ab. Und schon wieder ging es los mit der Ungeduld.

„Wann sind wir denn da?“, fragte das Mädchen sofort wieder und konnte so die Kutschenfahrt gar nicht richtig genießen. Die Tante besaß ein Gestüt und einen kleinen Reitstall. Das Mädchen sollte in den Ferien reiten lernen und freute sich natürlich riesig darauf.

Kaum hatte es im Haus der Tante sein Zimmer bezogen, so wollte es schon die Pferde sehen, am selben Tag noch reiten lernen und dann auch gleich einen Ausritt machen.

Doch die Tante hatte natürlich andere Pläne für das Mädchen. Zuerst wurde zu Abend gegessen und dann war es Zeit, schlafen zu gehen. Die Pferde sollte das Mädchen erst am nächsten Tag kennenlernen.

Das ungeduldige Mädchen wollte aber nicht und nicht einschlafen. Es hatte die ganze Zeit nur die Pferde im Kopf und konnte es einfach nicht aushalten, die lieben Tiere erst am nächsten Morgen kennenzulernen. So schlich es sich aus dem Haus und suchte den Pferdestall. Natürlich war dieser verschlossen und so stand es nun da, das kleine Mädchen, mitten in der Nacht und wusste nicht, was es mit seiner Ungeduld anfangen sollte. Es blickte zum Himmel hinauf und entdeckte den Mond. Dieser schien das Mädchen sonderbar anzulächeln.

Plötzlich vernahm es eine Stimme:

„Hallo, du ungeduldiges Mädchen da unten auf der Erde! Ja, genau dich meine ich! Ich möchte dir sagen, ich war früher auch einmal so ungeduldig wie du. Ich wollte immer viel, viel schneller um die Erde düsen, aber dann merkte ich, dass das keinen Sinn hat und nur Chaos auslöst.



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